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10.08.2022: Weit mehr als bloßes Ferienprogramm

Auch der Umgang mit dem Slipwagen will gelernt sein: Das Foto zeigt zwei Mädchen der Anfänger-Gruppe mit Trainerin Ilka Kenter beim Zu-Wasser-Lassen eines Optimisten-Bootes. Im Hintergrund warten zwei Buben auf ihren Einsatz. Foto: Paul Hopp

Seeshaupt – Bevor es mit dem „Pink Panther“ flott über die Wellen gehen kann, muss erst mal ein Landfahrzeug beherrscht werden. Mit dem Slipwagen, einem einachsigen Anhänger, bringen zwei Mädchen das Boot zu Wasser. Keine leichte Sache für absolute Anfänger auf dem abschüssigen Terrain. Aber mit vereinten Kräften – und ein paar unterstützenden Handgriffen von Trainerin Ilka Kenter – klappt es schon ganz gut. An einem Seil wird der Optimist danach von einer der jungen Seglerinnen vorsichtig am Steg entlang und alle Holzbohlen herum ins tiefere Wasser gezogen. Dort erfolgt dann der Einstieg in die Jolle. Weiter draußen auf dem See sind schon andere Gruppen an Jollen zu sehen, die um ein sogenanntes Trainerboot geschart sind.

Die „Jugendwoche“ der Segelabteilung im FC Seeshaupt (FCSS) bot auch heuer wieder Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich vier Tage lang intensiv mit dem Segeln zu beschäftigen. Die Veranstaltung zu Beginn der Sommerferien hat Tradition. Jugendwart Thomas Peter freute sich über „traumhafte Bedingungen“. Es gab „genügend und passenden Wind für Anfänger und Fortgeschrittene“; von Gewitter und Regen blieben die Beteiligten verschont. 28 Teilnehmer – und damit ein paar mehr als in den vergangenen beiden Jahren – waren heuer dabei. Damit auch alle entsprechend ihres Könnens den größtmöglichen Nutzen hatten, wurden Gruppen gebildet: So gab’s die „Absolut-Einsteiger“, die bis dato noch gar keine Segelerfahrung hatten, die „Opti-Einsteiger“, die die wichtigsten Manöver können, die „Opti-Fortgeschrittenen“ mit Regattaerfahrung und eine „Laser“-Gruppe. Der „Laser“ (offiziell ILCA) ist eine im Vergleich zum Opti deutlich größere Jolle, die aber auch von einer Person gesegelt wird.

Der Aufwand für den FCSS war einmal mehr beträchtlich. Jede Gruppe benötigt mindestens einen Trainer bzw. eine Trainerin. Damit die erfahreneren Segler entsprechend angeleitet werden können, erhält jeder Teilnehmer ein Funkgerät. Die Begleitung der jeweiligen Gruppe auf dem Wasser erfolgt per Motorboot. Beim Personal und den Gerätschaften helfen sich die Klubs in der Seeshaupter Bucht gegenseitig aus. Ein paar hundert Meter neben dem FCSS haben der Yachtclub Seeshaupt (YCSS) und der Segelverein Oberland Seeshaupt (SVOS) ihr Heimstätten. In diesem Jahr waren die FC-Segler in besonderem Maße auf die Nachbarn angewiesen. Speziell die „Trainerfrage war schwierig zu lösen“, sagt Jugendwart Peter. Einige der Kräfte, sie sonst zur Verfügung stehen, konnten studiums- und berufsbedingt bei besten Willen nicht. „Es ging heuer nur aufgrund der guten Zusammenarbeit“, richtete Peter ein Lob an die anderen Klubs.

Organisiert werden muss bei der „Jugendwoche“ auch eine Menge neben dem bloßen Segeln. So werden während der vier Tage die jungen Segler vom FCSS verköstigt. Dabei helfen Eltern mit, die in Schichten eingeteilt sind. Andere Mitglieder sind beim „Dickschiff-Nachmittag“ eingespannt. Diese Besonderheit hat Jugendwart Peter eingeführt. Die Kinder und Jugendlichen erhalten dabei die Gelegenheit, auf größeren Kielbooten zu segeln und dort auch – unter Anleitung – einige Handgriffe selbst zu tun. Sechs „Dickschiffe“ und ein Katamaran standen heuer zur Verfügung.

Mit der „Jugendwoche“ verfolgt der FCSS – mit rund 150 Mitgliedern der kleinste Klub in der Seeshaupter Bucht – mehrere Ziele. So wolle man Neulingen „eine Möglichkeit geben auszuprobieren, ob Segeln womöglich für sie ein Sport ist“, sagt Peter. Das Freizeitangebot ist mittlerweile groß, da muss ein Verein schon auf sich aufmerksam machen. Der FCSS erhofft sich von seiner Aktion, neue Mitglieder an Bord zu holen und Nachwuchs für die Opti-Klasse zu rekrutieren. Denn altersbedingt geht es nach ein paar Jahren in andere Bootsklassen. Der Großteil der Teilnehmer ist schon im Klub. Und für die geht es darum, ihnen – als eine Art Saisonabschluss – ein spezielles Erlebnis in der Gruppe und nochmals ein Extra-Training anzubieten. Die vier Tage sind also weit mehr als ein gewöhnliches Ferienprogramm. Laut Peter geht das Konzept auf: „Die Jugendwoche“, stellt er mit Blick auf die zurückliegenden Jahre fest, „lohnt sich für uns.“



Quellenangabe: Weilheimer Tagblatt vom 09.08.2022, Seite 36

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